September - Dezember*) 2013
Der Eingang vor dem Diebstahl... | ... und danach | Das neue Schild wird vorbereitet |
keine Angst - Axel Melhardt wird nicht mit gehängt... | Die Anprobe ... | ... und die Fertigstellung |
Am 1. August 1976 rief mich mein leider schon längst verstorbener Freund Kurt Luif zur unchristlichen Zeit von 7.40 (in der Früh!!!!) an, um mir mitzuteilen, daß die Reichsbrücke eingestürzt sei.
Ich gab ihm die einzige vernünftige und mögliche Antwort: "Heute ist der 1. August und nicht der 1. April! – nur am 1. April stürzen Brücken & ähnliches ein...."
Heuer hatte ich ein ähnliches Erlebnis. Ich war mit meinem Sohn Julius vor dem JAZZLAND verabredet und kam durch den Hinterausgang – natürlich halb blind – aus dem finsteren Keller in das schmerzlich gleißende Sonnenlicht, und er begrüßte mich mit den Worten: "Hast Du schon gesehen, daß man uns das JAZZLAND-Schild gestohlen hat?"
Ich hatte es nicht gesehen und glaubte ihm natürlich kein Wort. "Ja ja," sagte ich scherzend, "und die Wiener Stadträtin wurde endlich milkamäßig eingefärbt".... oder etwas ähnliches.
Aber dann zwang er mich per Beharrungsentschluß meine Augen in Richtung Eingang zu wenden - und ich erkannte die gähnende Zahnlücke zwischen den beiden mit Notenlinien verzierten Begrenzungsschildern.
Der Mittelteil, der wesentliche Bestandteil unseres jahrzehntealten Schildes, war verschwunden, gestohlen, entwendet, gefladert....
In den nächsten Tagen wucherten die Verdächtigungen – war es ein fanatischer Sammler, der auch in seinem Kämmerlein nicht ohne das JAZZLAND-Emblem leben kann.
Oder war es ein cholerischer Swing-Hasser, der das fast schon goodmaneske Sujet aus dem Verkehr ziehen wollte, um die Free-Jazzer nicht zu beleidigen.
Oder war es ein völkischer Strammling, der den Einfluß der Neger- und Juden-Musik auf die heranwachsende Jugend minimieren wollte.
Mehr oder weniger einigten wir uns dann auf einen Besoffenen, der am unschuldigen Schild seinen schuldigen Rausch abreagieren wollte, und dem das Schild fast (aber eben leider nur fast) auf den Kopf geflogen war, und welches er dann (um seine Untat zu verschleiern) im Donaukanal entsorgte (um diese Theorie zu ent- oder erhärten hätten wir den Donaukanal ablassen müssen, was uns als zu kostenintensiv erschienen ist....).
So gingen die Tage dahin, wir gewöhnten uns an das Nicht-Vorhandensein des Schildes, weinten in unser (teilweise alkoholfreies) Bier und begannen das Klein- und Mittelgeld (große Scheine kommen im Bereich des Jazz fast nicht vor) zu sammeln, um alles in ein neues Schild zu investieren. Auf dem ominösen Facebook gab es einen halben "Shitstorm" und ich machte eine (zugegebenermaßen weinerliche) Presseaussendung, die wie üblich keine Reaktion auslöste....
HALT! Es kam eine Reaktion!!!
Natürlich nicht von der Kulturredaktion – aber die Chronik der KRONEN-ZEITUNG meldete sich und schickte uns die entzückende Sandra Trauner (die ebenso reizende wie leider geschiedene Frau von unserem Mojo-Erik), die das gestohlene Schild ablichtete. Und es erschien ein freundlicher Artikel über das JAZZLAND in der Krone (natürlich nicht in der Kultur – aber das wissen wir ja schon....)
Und das führte zu einem (fast schon kitschigen) Happy End....
Der inzwischen zum Prokuristen der Firma KLW - Kahmann-Frilla Lichtwerbung GmbH (www.klw.at) aufgestiegene Jazz- und JAZZLAND-Fan WILHELM ZIMANZL erinnerte sich an seine swingende Jugend im Keller unter der Ruprechtskirche und daran, daß er vor einigen Jahrzehnten an der Herstellung des originalen Schildes nicht ganz unbeteiligt war – und beschloß spontan, sich als Gute Fee, Weihnachtsmann, Osterhase und Knecht Ruprecht (passend zur Kirche) zu betätigen.
Er spendete uns ein neues Schild, welches nun über den Zugang prangt so als ob es niemals gestohlen worden wäre. Ihm und seinen Mitarbeitern ist unser Dank gewiss – und auch der der Besucher des 'landls, denn wenn wir das neue Schild hätten berappen müssen, wäre unsere Schuld angewachsen und wir hätten uns niemals ein solch protzendes Programm leisten können (denn was sich Oktober und November so alles im Keller abspielt ist wirklich sensationell...).
November 2014 - Nachtrag: Bei der Montage des Schildes stellte sein Reparaturtrupp fest, daß der Kasten selbst auch schon ziemlich desolat war – und jetzt stellte er sich mit einem funkelnagelneuen Prachtkasten gratis bei uns ein und meinte: "Altes Eisen rostet – alte Freundschaft nicht". Danke!
Falls aber jemand von Euch im Hause eines swingenden Freundes inmitten dessen LP- und CD-Sammlung plötzlich ein Schild entdecken solltet, welches Euch frappant an das JAZZLAND erinnert, dann sagt uns dessen Adresse.
Und das ist dann kein böswilliges "Vernadern" sondern ein Beitrag zur kulturellen Sauberkeit – denn (zum Beispiel) die "Mona Lisa" vom Vinci gehört in den Louvre, so wie das Schild vom Zimanzl unter die Ruprechtskirche....
P.S.: Der Hinweis in der vorigen 'Story des Monats' gilt auch noch bei dieser Story:
"Eigentlich bin ich noch die Story über die herrliche Reise mit der "Original Storyville Jazzband" auf der Rhone (29.10. - 03.11.2011) schuldig - aber zur Zeit leide ich an einem Überfluß an Zeitmangel und anderen Katastrophen. Daher kommt der Bericht über die Rhone-Reise knapp vor dem Trip auf der Mosel - falls sich aus aktuellen Gründen nicht wieder alles ändert...."
Also nochmals eine Verschiebung aus aktuellem Anlass....