Story des Monats

Jänner - Februar 2014


Kapitel 23 einer (möglichst) langen Serie .....
Axel Melhardt Axel Melhardt plaudert:

 
Mosaic Records
 

Schon mehrmals sind in den "Stories des Monats" Erinnerungen und Gedanken zum Thema "Schallplatten" aufgetaucht – obwohl dieser Begriff schon fast am Verschwinden war (*) prägten und beeinflussten die 78-er, 45-er und vor allen Dingen die 33-er das musikalische Leben ganzer Generationen ganz entscheidend. Obwohl sich mein musikalischer Geschmack in den letzten Jahrzenten in erstaunlichen Schlangenkurven bewegt hat – er begann in den späten 30-er, ging in die 20-er zurück, sprang dann unvermittelt in die Be-Bop-Ära der 50-er, entdeckte dann plötzlich den klassischen und ländlichen Blues zu gleicher Zeit, um dann mit Hard-Bop zu kokettieren – allmählich stellte ich erstaunt fest, daß ich eigentlich die beiden Zwillinge Jazz und Blues in ihrer Gesamtheit (bis zur Einführung des Free-Jazz) zu lieben gelernt hatte. In den fast 60 Jahren meiner Sammlertätigkeit habe ich eine Unzahl von Lieblingsscheiben akkumuliert – aber ganz besonders ans Herz gewachsen sind mir in den letzten Jahrzehnten die herrlichen Sammlungen einer amerikanischen Re-Issue-Serie: Mosaic Records

In dem – in meinen Augen – großartigen Internet-Lexikon "Wikipedia" kann man lesen:

"Mosaic Records ist ein Jazz-Label, das 1982 von Michael Cuscuna und Charles Lourie (2000 verstorben) gegründet wurde. Es ist auf vollständige Reissues von vergriffenen Alben bzw. Sessions (häufig mit bis dahin unveröffentlichtem Material) von Jazzmusikern spezialisiert, die mit ausführlichem Booklet mit detaillierten Informationen zu den Aufnahme-Sessions und Essays veröffentlicht werden. Meist ist die Auflage begrenzt, da die Rechte bei anderen Labels liegen und nur für eine limitierte Auflage erworben werden."

Der anerkannte Jazz-Experte Scott Wenzel hat in den letzten Jahren viel zur Herausgabe beigetragen und weltweit werden die Herausgeber von Enthusiasten unterstützt – aus unserem Kreis trafen wir unter den die Sammlungen unterstützenden Plattensammler u.a. Dr. Michael Arié und Konrad Nowakowski und ohne die Hilfe aktiver Musiker wären viele Projekte unmöglich gewesen – Dick Sudhalter, Randy Sandke, Dan Levinson und viele andere prominente Namen scheinen in den bisher erschienenen rund 250 Kompilationen auf. Die stilistische Bandbreite ist unübertrefflich – von den frühen 20-er Jahren bis (fast) in die Gegenwart, vom New-Orleans-Revival-Jazz eines George Lewis zu den sphärischen Avantgarde-Klängen des Henry Threadgill spannt sich ein atemberaubender Bogen über die ganze Jazzgeschichte, von Solo-Einspielungen von Albert Ammons & Pete Johnson zu donnerndem Bigband-Sound der Swinggötter Basie, Ellington & Goodman (in alphabetischer Reihenfolge), von Weltstars, die auch außerhalb unseres Mikrokosmos ein Begriff sind wie Armstrong, Fitzgerald und Peterson zu absoluten Geheimtipps wie John Hardee, Buell Neidlinger und Wingy Manone. Zu jeder Sammelbox gibt es neben den entsprechenden CDs ein vielseitiges und höchst informatives Booklet, in dem Musik und Musiker ausführlich mit ausgezeichneten Texten und umfangreichen Bildmaterial (schwarz-weiß gehalten) vorgestellt werden. In der oben erwähnten "Wikipedia" findet man eine im Ausbau befindliche Zusammenstellung der diversen Alben (da ich aus Platz-, Geschmacks- und Geldgründen nur rund 50 Boxen in Besitz habe, muß ich "schnorren" gehen, um auf die Vollständigkeit hinzuarbeiten) und ich hoffe, in absehbarer Zukunft die Liste zu vervollständigen. Der absolute Leckerbissen (wie nennt man einen solchen im akustischen Bereich?) sind für mich die Zusammenstellungen kompletter Labels – "Commodore" ist mit rund 65 LPs vertreten, man findet die "H.P.S – Hot Record Society", "Classic Capitol Jazz Sessions", "Atlantic - The New Orleans Jazz Sessions" und aus den Archiven von Columbia Boxen wie "The Jazz Piano Moods" und "Small Group Swing Sessions". Wer übrigens meine Liste auf 'Wikipedia' studiert und in seiner Sammlung Exemplare entdeckt, die in meiner Liste fehlen, und mir die Booklets zur Eintragung borgt, darf mit einem "Freien Abendessen samt angemessenen Getränken und freiem Eintritt" im JAZZLAND rechnen....

(*) die MP3 – oder wie das heißt – war ja drauf und dran die ehemals schwarzen und dann silbrigen Scheiben zu ersetzen – wobei ich darauf hinweisen möchte, daß es auch rote und sogar extrem selten grüne LPs gegeben hat – aber jetzt scheint sich der Trend doch wieder zum Besseren zu wenden, denn es werden vereinzelt wieder Vinyl-Platten produziert und es werden sogar solch antike Dinge wie "Plattenspieler" wieder hergestellt....


© Axel Melhardt
Story