Story des Monats

Mai - Juni 2009


 
FRANK ROSOLINO
 
Frank Rosolino, Werner Pircher, Harry Pepl
Frank Rosolino tb, Werner Pircher vib & Harry Pepl g
 

Im September 1978 holte Dr. ERICH KLEINSCHUSTER, den alle seine Freunde etwas unakademisch "KEKS" nennen, diesen großen amerikanischen Posaunisten für eine ORF Produktion nach Wien - was es damals alles noch gab -, und vermittelte ihn für zwei unvergeßliche Abende ins JAZZLAND.

Natürlich kannten wir FRANK von diversen Platten her, von seinen phantastischen Soli in der STAN-KENTON-BAND, aber was waren all diese Aufnahmen im Vergleich zu einem "live"-Erlebnis mit diesem herrlichen Instrumentalisten, Sänger und auch Komödianten. Grauhaarig und von einer fast kindlichen Lebensfreude, mit einer schier unglaublichen Technik auf seinem Instrument, dazu ein phantastisch swingender und zugleich urkomischer Sänger, der scatete und blahblahte, um dann sofort eine lyrische Ballade mit überraschend voller Stimme zu intonieren - schon wieder einmal, einer der allerschönsten Abende, die ich im JAZZLAND erleben durfte.

Nach der Session plauderte ich angeregt mit FRANK, und wir kamen überein, im nächsten Jahr eine ausführliche Europatournee zu konzipieren. Einige Wochen später kam die unfaßbare Nachricht.

FRANK hatte sich getötet und seine zwei Söhne mit sich über den Großen Fluß genommen.

Bis heute weiß niemand den Grund. Man spricht von Schwierigkeiten mit seiner Frau, angeblich tendierte er zu obskuren, religiösen Sekten (ungefähr zu dieser Zeit ereignete sich das entsetzliche Massaker der Jones-Sekte in Südamerika), und HARRY "SWEETS" EDISON wußte zu berichten, daß unter all seiner Fröhlichkeit und Extrovertiertheit ein zutiefst verunsicherter, stets deprimierter Mensch versteckt gewesen sein soll.

Eine kurze Begegnung mit einem wunderbaren Musiker, die wahrscheinlich für immer äußerst rätselhaft bleiben wird.


Das Oberstehende konnte man im ersten JAZZLAND-Buch lesen, das ja leider schon vergriffen ist. Die Band damals bestand neben Frank Rosolino aus dem organisierenden Erich Kleinschuster tb und einer Traumrhythmusgruppe mit den Herren Fritz Pauer p, Bert Thompson b und Fritz Ozmec dm, wozu sich im Laufe des Abends noch Harry Sokal ts, Harry Pepl g, und Werner Pirchner vibes als Einsteiger dazu gesellten.

Ich habe in den letzten Jahren immer wieder nach dem Schicksal von Frank nachgefragt, bekam aber keine echten Auskünfte - in der von mir sehr geschätzten "Wikipedia" findet man über den Tod von Frank folgende Worte:

"Seine dritte Frau beging 1972 Selbstmord und hinterließ ihm ihre zwei gemeinsamen Söhne. Rosolino folgte ihr 1978: als seine Freundin außer Haus war erschoss er am 26.11.1978 seine beiden Söhne im Bett und tötete sich danach mit einem Kopfschuss. Einer der Söhne überlebte trotz Kopfschuss (blieb aber blind)."

Seine beiden Abende im JAZZLAND datieren vom 27. & 28.September 1978 . . . .


© Axel Melhardt
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