Juli - August 2006
Wenn es einen Musiker in der Jazzgeschichte gibt, dem man seine Instrumente aus der Hand nehmen kann, und der - ohne zu singen - trotzdem das Publikum so in seinen Bann ziehen kann, um damit seinen Lebensunterhalt zu fristen, dann ist dies OSCAR KLEIN.
Seit unzähligen Jahren kommt er regelmäßig ins 'landl, nur kurz unterbrochen, als FATTY GEORGE sein Lokal wieder aufsperrte, und begeistert unser Publikum gleichermaßen mit Trompete oder Kornett, Gitarre und Mundharmonika; die Fans lieben ihn sogar so sehr, dass sie ihm seine Klarinette verzeihen, und immer wieder toben sie vor Vergnügen, wenn er zwischen den einzelnen Nummern seine Geschichten und Pointen setzt, als wäre er ein naher Verwandter von KARL FARKAS, dem Unvergleichlichen.
Was er uns zum Beispiel über die heimischen Medien zu sagen hat, ist kritisch und treffsicher, und leider hat er mit seinen sehr tief sitzenden Schlägen gegen die diversen Päpste in den Redaktionen nur allzu recht.
Oscar ist ein gutes Stück österreichischer Kultur des 20. Jahrhunderts, und man berichtet über jede Magenverstimmung eines Pop- und Opernstars, ehe man auch nur einmal über ihn (oder uns) schreiben würde.
Wenn er erzählt, wie er das Gitarrenspiel erlernt hat, dann biegen sich die Fans vor Lachen, und sie hören solche Geschichten auch gerne ein zweites oder viertes Mal, denn er versteht es meisterhaft, immer wieder neue Pointen herauszuarbeiten.
Und wenn man beruhigt meint, man könne jetzt einmal bei einem OSCAR-Abend zu Hause bleiben, denn man kennt ohnehin schon alle Stories, dann erfährt man erstaunt, dass diesmal wieder acht neue Gags an der Reihe waren.
Es ist typisch für den ORF, dass er es sich entgehen ließ, mit dem OSCAR eine regelmäßige Sendung zu machen, was dieser gerne auf sich genommen hätte. Man ist bei uns so vollkommen mit dem dümmlichen Ö3-Geschwätz ausgelastet, und im TV badet man sich genüsslich im moikschen Niveau, sodass ein wirklich begnadeter Entertainer wie OSCAR KLEIN eben vor kleinem - aber sehr gutem - Publikum im JAZZLAND auftritt.
Qualität und Klasse sind eben österreichisches Minderheitenprogramm.
Und dann gab es noch eine Begebenheit, die man auch in Zeiten wie diesen nicht vergessen sollte:
Zusammen mit seinem großartigen farbigen Partner PHILADELPHIA JERRY RICKS war OSCAR KLEIN vor einigen Jahren auf Tournee durch Kärnten. Mit Riesenerfolg brachte er sein gemischtes Programm aus Jazz und Blues, das ja so erstaunlich vielfältig ist, so dass man manchmal daran zweifelt, dass wirklich nur zwei Musiker auf der Bühne stehen.
Von dem Applaus angezogen, kamen Vertreter der einheimischen Freiheitlichen auf Oscar zu und fragten an, ob er denn nicht bereit wäre, mit diesem Programm auch Werbung für die Wahl Jörg Haiders zum Landeshauptmann zu machen.
Oscar stockte nur kurz und fragte dann in seinem allerbesten, leicht Schönbrunner-Wiener-Jiddisch: "Nu, wenn Sie meinen, dass ein Jude und ein Neger die richtigen Wahlkampflokomotiven für Ihren Herrn Haider sind?"
Ganz kurz nur dachten die freiheitlichen Recken über Oscars Angebot nach, dann verschwanden sie wortlos in der Menge.
Sie waren nie mehr gesehen.