Mai - Juni 2010
Im Jahre 1959 (vor 51 Jahren) lernte ich auf einem Kongreß für Science-Fiction Fans einen (meiner Meinung nach) älteren Herrn kennen - Jesco von Puttkamer war damals 26 Jahre alt, ich blühende 16 und wir hatten einigen Spaß und verloren uns aus den Augen - speziell, weil er einen Traum von der Mondlandung träumte, den er sich dadurch erfüllte, daß er in die USA ging, um dort bei Wernher von Braun und der NASA anzuheuern - eine Organisation, in der er auch heute noch (mit reifen 76 Jahren) in führender Position tätig ist.
Im Frühjahr des Jahres 2010 begann ein e-mail-Verkehr zwischen uns, der in einer Besuchsankündigung für Anfang Mai gipfelte - Jesco hielt in Linz einen Vortrag und wollte dann einen Kurzbesuch in Wien anschließen, denn er kannte die Stadt an der Donau nur von einer Kürzest-Visite vor vielen Jahrzehnten. Und außerdem reizte es ihn, als altgedienter Jazzfan das JAZZLAND kennen zu lernen - interessanterweise sind nämlich Jazzfans häufig an Science Fiction (und umgekehrt) interessiert, vielleicht liegt das daran, daß beide Metiers die Gehirnzellen einigermaßen beanspruchen.
Jesco saß am 4.5. schon im 'landl als ich den herrlichen Scott Robinson vom Flughafen abholte - einen ebenfalls bekennenden SF-Fan, der nicht nur die Literatur kannte und sammelte sondern auch noch zusätzlich ein Experte für den surrealistischen Maler und Zeichner Richard S.Powers ist, dessen Arbeiten zahlreiche SFBook-Covers aber auch einige CDs des eigenwilligen und vielseitigen Musikers zieren. Ich erzählte ihm von Besuch des NASA-Experten, worauf Scott darauf bestand vor dem Gig (es war schon sehr knapp mit der Zeit) noch ins Hotel zum Umziehen zu wandern - er habe ein spezielles Space-Hemd mit, das wolle er noch anziehen . . .
Das Treffen der beiden unendlich unterschiedlichen Persönlichkeiten, die doch immens viel gemeinsam haben, war ein echtes Erlebnis, daß dann noch weiter gesteigert wurde durch einen "unsichtbaren Dritten", der zwar körperlich abwesend und doch irgendwie mehrfach "mit dabei" war - Martin Wichtl.
Scott ist ein Spezialist für ausgefallene Instrumente: ein Kollege sagte einmal über ihn: "Er bringt sogar eine Gurke zum swingen", was ich nicht bestätigen kann, da ich ihn noch nicht auf einer Gurke gehört habe - aber sonst betätigt er die aller-verrücktesten Instrumente und er ist sogar über den Standort solcher Raritäten informiert - "In Vienna there exists a contra-bass-saxophone, I heard!"
Was liegt also näher, als ihm ein Baß-Saxophon zu besorgen ein solches Instrument kann man nicht mit dem Flugzeug transportieren, denn das wiegt so an die 40 Kilogramm.
Also muß man den armen Martin Wichtl belästigen, der in seiner herrlichen Instrumenten-Sammlung so ein Prachtstück vorrätig hat.
Bisher ist alles noch halbwegs normal . . .
Rekapitulieren wir:
Ein SF-interessierter Wissenschaftler aus Deutschland, der aus den USA kommt und Jazz liebt, trifft in Wien und im JAZZLAND einen aus den USA kommenden Jazz-Musiker, der sich für Science-Fiction interessiert, seine CDs mit Arbeiten eines SF-Graphikers schmückt und sein Label "Science-Sonic" nennt . . .
Okay - ich sagte ja "halbwegs . . ."
Aber jetzt wird es vollends skurril . . .
Der erwähnte Musiker spielt Baß-Saxophon, welches in Wien nur in der Sammlung von Dr. Martin Wichtl zu finden ist, der im Rahmen seines Studiums der Chemie mit Gesteinen vom Mond arbeiten konnte, die durch die Arbeit von dem obenerwähnten amerikanischen Wissenschaftler (Jesco von Puttkamer, man erinnere sich) auf die Erde transportiert worden waren.
Und auf all diese Zusammenhänge kamen wir gestern bei einem musikalisch herrlichen Abend im JAZZLAND . . . . . .
Und wenn man jetzt noch - sozusagen als ultimative Zugabe - erfährt, daß die CD "Gucky's Bounce" des Herbert Swoboda Quintett, die ich dem Jesco geschenkt habe, ihren Titel nach einer Heribert "Hepi" Kohlich-Komposition bekommen hat, der ausgerechnet an diesem Tage aufspielte und mit der der herrliche Pianist an eine von Walter Ernsting (alias Clark Darlton) für die erfolgreichste Science Fiction-Serie der Welt PERRY RHODAN erfundene köstlich-witzige SF-Figur - den "Mausbieber Gucky" - erinnert und daß ebendieser Walter Ernsting auf einem Photo aus dem Jahre 1959 zu sehen ist, auf dem auch Jesco von Puttkamer und Axel Melhardt als Schreiber dieser Zeilen zu sehen ist, dann kann man vielleicht verstehen, daß ich manchmal an der Herrschaft vom berühmten "Blinden Zufall" zweifle . . . . . .