Jänner - Februar 2017
.... als Einsteiger 20.6.2009 | .... bei einem Auftritt bei uns |
Unsere erste Reise nach New Orleans – die mit der "Original Storyville Jazzband" – war voll von überwältigenden Eindrücken, tollen Erlebnissen und auch einigen herben Enttäuschungen.
Die größte Enttäuschung war die Musik.
Wir hatten – naiv wie wir waren – erwartet aus jeder Kneipe fast armstrong'sche Klänge zu hören, und daß in jeder Bar ein musikalischer Groß-Groß-Enkel von Jelly Roll Morton klimpern würde, oder daß zumindest an jeder Ecke ein Epigone von Fats Domino anzutreffen wäre.
Das war ein großer Irrtum.
An einem unscheinbaren Haus in der Bourbon Street – der Hauptstraße im Zentrum der Altstadt – erinnert zum Beispiel eine schlichte Gedenktafel daran, daß hier Jack Teagarden sein allerletztes Konzert gegeben hätte und in der darauffolgenden Nacht im Hotel über der Bar verstorben sei. Direkt daneben fanden wir die Ankündigung eines großen abendlichen Dixieland-Konzertes. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und pilgerte zwischen zwei Storyville-Sets, die in der Nähe spielte, zu dem Ereignis. Die Dixieland-Band bestand aus einem (sehr mickrigen) Trompeter und einem im Niveau ausgezeichnet dazu passenden Banjo-Spieler. Die Band wurde durch einen Synthesizer ergänzt, der Schlagzeug- und Klavier-Funktion besaß. Der bjo-Künstler wechselte in der zweiten Nummer zu einer Elektro-Gitarre, der Trompeter zu einem Bariton-Horn, was das Niveau nicht veränderte...... eine dritte Nummer hörte ich nicht....
Bei meiner Flucht zurück zur Storyville bemerkte ich ein weiteres Schild, das mich darauf aufmerksam machte, daß in diesem Etablissement die "Dukes of Dixieland" seit unzähligen Jahren auftreten. Ich trat näher – aber vorsichtshalber aber nicht ein – und hörte eine zwar vollständig besetzte Band, die allerdings in einem Niveau agierte, das ich nicht einmal bei den allerältesten erhaltenen Tonbandaufnahmen einer Wiener Band ähnlich "unter der Gürtellinie" erlebt habe. Ich würde mich zu Tode genieren, so eine Band auch nur am 30. Februar zu engagieren.
Gott sei Dank konnte ich dann bei der Storyville meine beleidigten Ohren wieder einigermaßen versöhnlich stimmen.
Nach dem Auftritt zogen wir natürlich wieder zur Bourbon Street, denn außerhalb der (wirklich sündteuren) Spitzenhotels scheint es nur in und um diese Straße herum Musik zu geben. Im hinterem Teil der Straße entdeckten wir ein Lokal, das sich "Fritzels – The German Pub" nannte, und aus dem klassischer Jazz erklang.
Gebrannte Kinder scheuen bekanntlich das Feuer, aber ein Jazzer ist von Natur aus mutig, und wir gingen in die äußerlich wirklich nicht sehr einladend wirkende Kneipe.
Und wir hörten den ersten wirklich guten einheimischen Jazz in der Geburtsstadt unserer Musik.
Ein schon etwas älterer Klarinettist der absoluten Spitzenklasse wurde von einem jungen Pianisten begleitet – super.
Mit vollem Genuß hörten wir den beiden einige Nummern lang zu, dann kam die Pause, der Ältere (ich erfuhr später, daß es sich um den mir namentlich durchaus bekannten Jack Mahue handelte) verschwand im Hintergrund, und ich ging zu dem Pianisten hin und bewunderte sein Spiel.
"Oh", kam die Antwort. "That is very nice of you, I am glad you like my playing, Axel", sagte der schnurrbärtige Youngster.
Mein Gesicht muß eine Studie absoluter Verblüffung gewesen sein.
"I know you from Vienna", kam dann endlich die wirklich notwendige Aufklärung. "In the 70-ies I studied Piano there and at your place I heard for the first time my idol live – Ralph Sutton."
So lernte ich den famosen DAVE BOEDDINGHAUS kennen, der seitdem einige Male im JAZZLAND gastierte, und der unter den amerikanischen Spitzen-Musikern ein geschätzter Kollege ist.