Original Storyville Jazzband
Barrelhouse Jazzband Boogie Woogie Gang Vienna Jazz Group |
Fotos der Feier der OStJB
Fotos der Feier der BHJB Fotos der Feier der BWG Fotos der Feier der VJG |
Jazzbands, die 50 Jahre alt werden, sind weltweit eine Rarität. In der kurzlebigen Welt, in der wir zu leben gezwungen sind, haben nur wenige kulturellen Einrichtungen eine solch lange Lebensspanne und auch Jazzbands sind (leider) der permanent wechselnden Mode unterworfen, unter deren unbarmherzigen Diktat sich viele Musiker an den gängigen Zeitgeschmack anpassen, um nicht die Gunst und Aufmerksamkeit des p.t. Publikums zu verlieren.
In Wien haben wir einige solche Institutionen, die wie ein Fels in der Brandung dem fast alles überwältigenden Strom des täglich Wechselnden, der aus den ORF- und fast allen anderen Lautsprechen quillt, widerstehen, und weiterhin diejenige Musik zelebrieren, die sie in ihrer Jugend aus dem Sumpf des Durchschnittlichen heraus geholt und begeistert hat.
Seit damals - genauer gesagt seit 1960 - spielt die "Original Storyville Jazzband" klassischen New Orleans Jazz, und die meisten Bandmitglieder können auf jahrzehntelange Erfahrung in der Band verweisen.
Natürlich gab es den in solchen Zeitspannen leider unvermeidlichen Aderlaß in der Besetzung - einige verloren das Interesse, Streitereien und stilistische Gräben erzeugten Spannungen und unüberwindliche Gegensätze und menschliche Tragödien veränderten das Profil der Band entscheidend.
Man kann hier in einem so kurzen Portrait einer so vielschichtigen Organisation nicht auf Einzelheiten eingehen - die werden sicherlich an anderer Stelle ausführlich gewürdigt werden. Aber die jubilierende OSTJB ist so wie die anderen Musiker der klassischen Jazz-Szene in Wien sicherlich auch dadurch geprägt worden, daß sie in früheren Jahren ständig mit den "Großen Alten" und heute mit den "Besten Jungen" ihrer Musik konfrontiert worden sind - wenn man die "Abschußlisten" der internationalen Profi-Bands mit denen der österreichischen "Amateure" vergleicht, dann kann man erst ermessen, wie befruchtend diese ständigen Konfrontationen mit der "großen weiten Jazzwelt" gewesen ist.
In diesen fünf Jahrzehnten haben viele exzellente Musiker der Band ihren Stempel mit aufgeprägt - in diesem Rahmen ist nur eine aktuelle Momentaufnahme möglich - Helmut Plattner tp&ss&cl&p, Walter Terharen tb&p&voc, Alfons Würzl cl&ss&voc, Franz Luttenberger p&tp, Udo Ehmsen bjo&g, Hans "Bibi" Bichler b, Gerd Stächelin dm&p&voc - zu der unbedingt noch der unermüdliche Werner Christen zu zählen ist, der als Organisator und "Bursche für Alles" an dem Erfolg und der Qualität der Band sicherlich einen entscheidenden Anteil hat.
Vielleicht sollten wir zum Abschluß noch einen Gedanken festhalten, der unwesentlich erscheint, aber doch sehr entscheidend ist - eine Profi-Band spielt bei all ihren Meriten primär, um mit ihrer Musik das Leben bestreiten zu können, ein Jazz-Amateur jazzt weil er diese Musik über alles liebt (jetzt kann ich mit meinem rudimentär-Latein protzen: amare = lieben!!).
Freuen wir uns darauf, daß die Herren von der Storyville noch recht lange für sich selbst aber auch für uns ihre Musik lieben werden.
Axel Melhardt
(Birthday Party am Mi. 15.9.2010 im Metropol, Homepage: Original Storyville Jazzband)
"The hottest Band in Town" - Wahrscheinlich weiß niemand mehr, wer der BARRELHOUSE JAZZBAND den obenstehenden Ehrentitel verpaßt hat - da diese thermische Bezeichnung aber sicherlich schon uralt ist, könnte sie sich vielleicht auf ein besonders expressives Solo des Kornettisten Othmar Kitzler bezogen haben, der zusammen mit Franz(i) Bilik, Peter Hofmann und Horst Bichler 1960 die Band aus der Taufe hob und lange Jahre den Sound der ehrwürdigen Chicago-Jazzband entscheidend mitprägte.
Der Otti und der Franzi sind in besseren Jagdgründen, der Peter pianiert in den Pausen und bei der geliebten Konkurrenz, so ist von der Stamm-Mannschaft nur der "Bichi" noch dabei, wenn die Faßhäusler heute (meist im JAZZLAND) aufspielen.
Viele echte Könner prägten den vielschichtigen Sound der BHJB: Ernst Dworzak zeigte uns wie man als Be-Bop-Trompeter klassischen Jazz spielen kann, Cord Dumrese und Günther Schwarz waren für frühe Sternstunden verantwortlich, Willy Meerwald und Rudolf Hansen als Bandmitglieder und Bill Grah als ständiger Einsteiger schliffen die Kollegen zu internationalem Standard, Lothar Reichhold führte sämtliche bjo-Witze "ad absurdum", Bernhard Gottlieb war humorig und sozial unverzichtbare Seele der Gruppe und in all den Jahren thronte kein anderer als "Er" selbst am Schlagzeug, auch wenn Horsti Bichler die Bandleader-Funktion vor Äonen an Alfons Würzl abtrat, der seitdem seine Kollegen weise und gütig mit Eiserner Hand durch die swingende See steuert.
Und dann wäre noch eine sehr lange platzsprengende Liste von Großen Stars des Chicago-Jazz aus aller Welt - teils auf Trips über den Ozean durch Horst akquiriert und teils durch das vielfältige JAZZLAND-Programm an den Franz-Josefs-Kai gespült, zeigten sich Alte Giganten und Junge Meister allesamt von der hohen Qualität der alpenländischen Eddie-Condon-Jünger begeistert.
Zu ihrem Geburtstag jubilieren nun die Herren Franz Luttenberger tp & p, Norbert Vas tb, Alfons Würzl cl & ss & voc, Humbert Augustynowicz p, Peter Bauer b und Horst Bichler dm zwei Tage mit dem schottisch-kanadischen Sopransaxophonisten Jim Galloway im JAZZLAND - weitere 50 Jahre zu prophezeien wäre vielleicht ein wenig vermessen, aber einige swingende Jährchen sollte man schon noch sich selbst und die Fans erfreuen . . . .
Axel Melhardt
(Sa. 23. u. Mo. 25.10.2010 - Jazzland: Barrelhouse Jazzband feat. Jim Galloway, (Homepage Barrelhouse Jazzband existiert nicht mehr)
In ferner Vorzeit - als es das JAZZLAND noch nicht gab - da tourten die Red Hot Pods nach Hamburg und trafen dort auf ein fulminantes Duo, die Herren Uli Rademacher und Tiny Hagen - die Blues Geier! Dieses g&hm-Gespann begeisterte Claus Nemeth hm&cl&ss, Lothar Reichhold p&bjo und Michael Libowitzky b so nachhaltig, daß die BOOGIE WOOGIE GANG geboren war. Diese herrliche VieleStile-Band existiert bis heute, der Lothar wurde durch Peter Hofmann am Piano ersetzt und der Höhepunkt einer längeren Reihe von Drummern wurde mit Helmut Schneeweiß gefunden, der jetzt seit Jahren den Schleudersitz zu seinem privaten Fauteuil gewandelt hat.
Die beiden Stile sind noch immer gesangloser daher untypischer Blues&Boogie und swingender kammermusikalischer Classic-Jazz in der herrlichen Tradition der Dodds-, Noone- und anderer Meister-Trios. Alleine durch ihre Existenz ist die BWG eine sehr wichtige Band, denn hier "müssen" Blues-Fans auf einmal auch Jazz hören - und umgekehrt. So werden die Fans gezwungen, über stilistische Mauern hinweg in den Nachbargarten zu lauschen - und das tut allen gut!
Bezeichnend ist es sicherlich auch, daß die BWG gemeinsam mit Marko Simsa regelmäßig Konzerte für Kinder bestreitet und so den Jazz-Nachwuchs auf das harte Leben im Jazzkeller vorbereitet. Alles Gute zum Vierziger und auf die nächsten Jahrzehnte!!!
Axel Melhardt
(Sa. 18.09.2010 - Jazzland, Homepage Boogie Woogie Gang)
Boogie Woogie Gang, Zeichnung von Peter Hofmann |
Vor ungefähr 50 Jahren erkannte ich beim leider verblichenen "Österreichischen Amateurjazz-Festival" zum ersten Male, daß die Jazzwelt zwei vollkommen unterschiedliche Gesichter hat - auf der einen Seite die mir vertrauten, extrovertiert laut überschäumenden Oldtimer (sprich "Barrelhäusler"), auf der anderen Seite die kühlen, zurückhaltend intellektuellen Modernen - also die "Vienna Jazz Group"! Erst viele Jahre später erkannte ich, daß diese Trennlinie durchaus international ist - als ich Wild Bill Davison und Percy Heath kennenlernen durfte, sah ich die weltumspannende Dimension dieses Phänomens.
Beide Bands zelebrieren in diesem Monat ihren Fünfziger - zuerst ist der Vibraphonist Hermann Ledl an der Reihe, der nach Stationen im Konzerthaus, dem Josephinum und der Jazz-Spelunke jetzt im JAZZLAND eine neue Heimat gefunden hat. Zu seinem Band-Jubiläum und seinem halbrunden Geburtstag hat er sich eine ausgezeichnete Besetzung zusammengestellt, in der neben den beiden altgedienten Veteranen (Saxophonist Hans Salomon und Drummer Fritz Ozmec) auch zwei vielversprechende Jungjazzer (Pianist Michael Schnell und Hannes Laszakovits am Baß) zu hören sein werden. Es würde mich nicht verwundern, wenn prominente Einsteiger mitmischten . . .
Axel Melhardt
(Fr. 8.10.2010 - Jazzland)
Hermann Ledl |