November - Dezember 2005
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Jim Galloway ss | Don Menza ts | Heinz Czadek tb |
Dem Jazz geht es in den USA auch nicht mehr so gut wie in den "Goldenen Jahren", die Medien bedienen gnadenlos fast ausschließlich den nicht gerade hochgestochenen Geschmack des Massenpublikums, und die Jazzer sind oft sogar froh, wenn sie an ungewohnten Orten und vor ebensolchem Publikum Auftrittsmöglichkeiten bekommen.
"The Worlds Greatest Jazzband" war eine erfolgreiche Tourneeband unter der Leitung von Yank Lawson und Bob Haggart, die mehrere Male im Jahr zusammenkam, um einige Wochen lang das Land zu betouren. Die prominentesten Namen waren in der Band zu finden - und ich bin sehr stolz darauf, daß wir sehr viele der Herrschaften (wenn auch leider nicht die Bandleader) bei uns begrüßen durften: Billy Butterfield, George Masso, John Mince, Bud Freeman, Bob Wilber, Ralph Sutton, Peanuts Hucko und viele andere.
Auf solchen Tourneen gibt es immer wieder "Fenstertage", wo einfach kein passender Gig aufzutreiben ist. Es war in den 70-er Jahren, als die Band zu einer privaten Party engagiert wurde, auf der ein berühmter Chirurg seinen runden Geburtstag feierte. Es war ein rauschendes Fest, die Band wurde fürstlich fest und flüssig bewirtet und als Höhepunkt des Abends setzte sich der Arzt an den Flügel, um mit der Band mitzuswingen.
Kurz gesagt - es war schlimm. Im Kollektiv ging es noch halbwegs, denn die Band pflegte oftmals mit fünf und mehr Bläsern zu agieren, als aber dann der Herr Doktor zu seinem Solo ansetzte, da sagte Billy Butterfield zu Yank Lawson:
"Stell dir vor, wie das sein muß, wenn er dir die Gallenblase zieht!"
Yank antwortete ganz trocken:
"Das tut er doch gerade!!!"
Seit vielen Jahren ist Jim der musikalische Leiter des großen "Jazz-Festivals" in Toronto, auf dem die "Red Hot Pods" vor vielen Jahren spielen durften (Jim organisierte sogar noch weitere Konzerte in Canada für uns, und wir durchquerten das tolle Land vom - französischen - Osten bis in den - britischen - Westen. Aber das ist eine andere Story, die demnächst kommen wird!).
Wann immer es geht, tritt er auch selbst auf der Bühne in Aktion, denn er ist - im Gegensatz zu George Wein - ein organisierender Musiker und kein musizierender Organisator.
Nach solch einem Auftritt kam ein Pärchen in mittleren Jahren zu Jim und sie überreichten ihm ein herrliches Sopransaxophon.
"Mein Vater", sagte der Mann, "hat dich vor einigen Jahren gebeten, sein Instrument zu spielen, denn er wollte einfach wissen, wie gut es klingen kann."
Jim erinnerte sich sofort an dieses Konzert - er hatte einen ganzen Set auf dem gebogenen ss gejazzt, denn es war ein wirklich gutes, wertvolles Stück aus Meisterhand.
"Jetzt ist mein Vater gestorben, und er hat in seinem Testament das Instrument ausdrücklich dir vermacht."
Jim hat natürlich eine ganze Reihe von gebogenen Sopranen - das geerbte ist jetzt die Nummer 1 auf der Warteliste, die in Aktion treten wird, sollte seinem Lieblingsinstrument aus den 20-er Jahren, das er seit fast 30 Jahren benutzt, einmal "etwas passieren".
Und am selben Tag als Jim mir diese Geschichte erzählte, tauchte sein großer Tenorsaxophon-Kollege Don Menza, der jetzt in Graz unterrichtet, mit Heinz Czadek im JAZZLAND auf.
"Kannst Du Dich erinnern", sagte der Posaunist zu mir, "wie ich in den 70-er Jahren Ansatzprobleme hatte und mir damals jemand empfohlen hat, zur Muskelstärkung Tenorsax zu üben? Ich habe mir damals auch aus Bewunderung für Eddie "Lockjaw" Davis eines gekauft - jetzt spielt der Don darauf, und ich kann zum ersten Male hören, wie gut das klingen kann.....