September 2001
Der großartige und ungemein liebenswürdige Posaunist Louis Nelson war dreimal im JAZZLAND - zuerst kam er mit den LEGENDS OF JAZZ, die wir im Großen Konzerthaussaal präsentierten. Am Vortag des Konzerts nahm der ORF eine einstündige Sendung mit diesen Legenden auf, die ich kommentieren durfte, und wobei ich auch die Ehre hatte, die teilweise greisen Herren zu interviewen.
Anschließend ging es dann ins 'landl, wo die "von den Managern ausgebeuteten und von Konzert zu Konzert gehetzten Alten Herren" (Zitat aus einer KURIER-Kritik - das gab es damals noch!!!) nach einer kurzen Erholungspause noch eine fulminante Session hinlegten.
Dann kam er mit Herbert Christ und dem Trevor Richards Trio und schließlich dann ganz "solo", wo er mit der ORIGNAL STORYVILLE JAZZBAND hinreißende Abende bestritt.
Er war immer gut aufgelegt, immer freundlich und spielte einen berückend archaischen Jazz - bei seinem Solo wiederholte er die Melodie des Liedes mit kleinen, meist nur rhythmischen Verschiebungen, um dann im zweiten Chorus zu improvisieren, ohne sich allerdings allzu weit von der Melodie wegzubewegen.
Als fast 90-jähriger (geb.: 17.9.1902) wollte er nach einem Auftritt in der berüchtigten und leider auch berühmten "Preservation Hall" (*) in New-Orleans an einem schönen Abend zu Fuß nach Hause gehen, um die 10 Dollar für eine Taxifahrt zu sparen, denn - siehe weiter unten - die Gagen in diesem Etablissement sind nicht gerade üppig.
Ein bis heute unbekannt gebliebener Autoraser stieß ihn knapp nach Mitternacht nieder und beging Fahrerflucht.
Louis starb im Straßengraben, weil man ihn erst im Morgengrauen fand. Der Arzt stellte fest, daß seine Verletzungen eigentlich nicht wirklich schwer gewesen waren - wenn man ihn auch nur eine halbe Stunde früher gefunden hätte, wäre er am Leben geblieben.
Bei der Autopsie stellte man fest, daß er die Konstitution eines 50-jährigen hatte.
Ein tragischer und unnötiger Tod eines großen Musikers aus den ersten Stunden des Jazz.
(*) das ist ein übelriechender Stall, in dem einige inzwischen sehr betuchte weiße Impressarios überwiegend schwarze und meist schon sehr betagte Musiker auftreten lassen und so den vom Jazz fast immer unbeleckten Touristen das Geld aus der Tasche ziehen.