Mai - Juni 2011
Gene Harris p | Junior Mance p, Julius Melhardt |
Kein Zufall ist es jedenfalls, daß überraschend viele Interessenten der Science-Fiction-Literatur sich auch für den Jazz begeistern. Sowohl die Extrapolation der menschlichen Zivilisation in die Zukunft durch die (meist wissenschaftlich ausgebildeten) SF-Autoren wie auch die vielfältige Improvisation der Jazz-Musiker verlangt nicht nur von den Schreibenden beziehungsweise Ausführenden sondern auch von den Hörern und Lesern eine überdurchschnittlich hohe geistige Agilität und die Bereitschaft auch außergewöhnliche Gedankensprünge in Logik und Harmonik nachzuvollziehen.
Ich traf versierte Schreiberlinge, die über Miles Davis und Bix Beiderbecke Bescheid wußten und ich kenne gediegene Swinger, denen Philip K. Dick und Isaac Asimov ebenso vertraut sind wie die Changes von "Stardust".
Auch mein Sohn Julius - der schon in einigen Stories seine Fußspuren hinterlassen hat - interessiert sich für SF - allerdings in ausgeprägter Form fast nur für diejenigen Varianten, die man auch auf der Leinwand miterleben kann und hier ganz besonders für "Star Trek" in all seinen Spielarten - von der TV-Serie über die epischen Filme bis hin zu den einschlägigen Romanen und einem ungemein komplizierten und spannenden Kartenspiel - das ich zu meinem Ärgernis nicht mehr Erlernen kann, weil meine Augen und mein Gedächtnis gleichermaßen schon deutliche Schwächen erkennen lassen.
Eines Tages kam Julius ganz aufgeregt zu mir, um mir eine Passage aus einem Roman von DAVID MACK mit dem Titel "Star Trek Vanguard: Der Vorbote" zu zeigen.
In einer Bar auf einer fernen Raumstation in einer ebensolchen Zeit spielte eine außerirdische Romanfigur eine Interpretation von "Summertime" am Piano und wurde daraufhin von dem allseits bekannten Mr. Spock zu dieser innovativen Interpretation beglückwünscht woraufhin die Erklärung kam: "Das war nicht meine Version, ich spielte das Stück so wie es der menschliche Jazzmusiker GENE HARRIS im 20. Jahrhundert der Erde gespielt hat."
Der Jüngling war natürlich überaus stolz darauf, daß ein Pianist der im Club seines greisen Herren gastiert hat, die Ehre hat im einem "Star-Trek-Roman" erwähnt zu werden - eine Tatsache, die mich übrigens nicht minder freute.
Die Aufregung von unserem Julius steigerte sich natürlich ins (fast) Unermeßliche, als er erfuhr, daß dieser Autor - Mister DAVID MACK - bei der "Star Trek Convention 2011" in Düsseldorf anwesend sein würde.
Frech ging er dort auf den netten Herren zu, stellte sich kurz vor und berichtete aufgeregt, daß der so respekt- und liebevoll erwähnte Pianist GENE HARRIS mehrfach und ausführlich in Wien im JAZZLAND aufgetreten sei.
Mister Mack erklärte, wie er auf den ehemaligen Leader der legendären "Three Bops" gestoßen sei - er lebte mit seiner Frau in Boise, Idaho (wohin es Gene Harris nach einer stürmischen Jugend und einer ebensolchen Karriere als Leiter der Musik-Abteilung der lokalen Hochschule verschlagen hatte) und ebendiese Frau hatte einen Kurs bei Gene belegt und sogar einige Privatstunden bei ihm genommen.
So kam Gene Harris in das Star Trek Universum.
"Generell kenne ich einige Jazzmusiker", erzählt der Autor meinem Sohn weiter. "Anlässlich des 30. Geburtstages meiner Frau konnte ich meinen Freund, einen gewissen JUNIOR MANCE, zu einem Geburtstagsständchen überreden - aber vom diesem exzellenten Pianisten hast Du sicherlich noch nie gehört . . ."
Aber wer das JAZZLAND etwas genauer kennt, der weiß, daß dort hinter der Bar ein Foto hängt, auf dem JUNIOR MANCE an unserem Bösendorfer sitzt und der damals 14-jährige Julius neben ihm steht und ihm fasziniert auf die Finger schaut . . . . . . .