März - April 2007
Wenn man über ein Lokal schreibt, das man 20 Jahre lang führt, so mischen sich auch kleine autobiographische Details in die Erzählung, wofür ich nicht einmal um Entschuldigung bitte.
Meine Mutter war leider jahrelang schwer leidend, und sie konnte den Keller niemals betreten. Sie sah nur Fotos und lebte per Telefon mit. Natürlich rief ich sie jeden Abend an und berichtete von den wenigen vollen Tagen in der Anfangszeit und log ansonsten schamlos von vollen Häusern, um ihr alle Sorgen zu ersparen. In ihren letzten Lebensjahren übernahm an meinen freien Tagen auch der MARTIN diese Schwindeleien, und es waren die einzigen Lügen, auf die ich ihm draufgekommen bin.
Meine Mutter war Jahrgang 1904, also eine Dame aus einer anderen Welt, die manchmal natürlich zu skurrilen Einsichten kam. Als es eines Tages wieder einmal ziemlich leer war, und ich ihr dies auch gestand, da meinte sie: "Na, heute muß es ja bei euch leer sein, es ist ja schließlich Opernball!".
Aber vielleicht hatte sie doch nicht so ganz unrecht, indem sie uns mit der Wiener Staatsoper verband, den Jahre später lautete die Überschrift über ein GEWISTA-Inserat, welches für Werbung in der Straßenbahn warb: "Wer verbindet die Oper mit dem JAZZLAND?"