Februar 2004
Alles im Eimer ... Barbara Dennerlein, Daniel Messina |
Fred Mühlhofer, Peter Kappl bei der Reparatur ... | ... geschafft ! | alles paletti ! |
Daß die Barbara Dennerlein aus München eine echte Attraktion ist, steht außerhalb jeglicher Diskussion. Seit rund 15 Jahren, in denen sie maximal um drei Jahre gealtert scheint, kommt sie nach Wien und mit herrlicher Regelmäßigkeit bringt sie im JAZZLAND die Stimmung der zumeist großen Zuhörermenge gefährlich nahe an den Siedepunkt - mit ihrer grandiosen Mischung aus unzähligen wertvollen Ingredienzen des Jazz und des Blues begeistert sie jung und etwas älter und manchmal hat man das Gefühl, das die Spannung des Auditoriums gefährlich nahe am Überkochen ist.
Das kennen wir. Daran haben wir uns bei den fast unzähligen Gastspielen der Isarstädterin, die ich noch nie beim Weißwurstessen erwischt habe, schon gewöhnt.
Das Publikum kocht fast, die Barbara heizt noch mit zwei oder vier perfekt groovenden Riffs weiter ein, der argentinische Meister-Perkussionist Daniel Messina legt noch ein paar rhythmische "Scheiterln" nach und inmitten der ganzen Szene steht die altehrwürdige Hammond-Orgel und tut eigentlich nichts - außer herrlich klingen.
Diese Tradition wurde am Dienstag, dem 13.Jänner 2004, gebrochen - denn sie (also die Orgel, und nicht die Barbara) begann zu qualmen. Rechts oberhalb des Diskants (also dort wo die höheren, schrilleren Töne beheimatet sind) stieg eindeutig ein feiner Qualm auf, der noch dazu ganz kräftig - verzeih' mir, Barbara, aber es war wirklich so - stank.
Panik! Mitten im Lied brach die Barbara brutal ihren Vortrag ab - no na! - und eine wahrhaft hektische Betriebsamkeit setzte ein.
Barbara öffnete die Motorhaube - natürlich meine ich die hintere Verkleidungsklappe und ein Gemenge von bunten und weniger bunten Verdrahtungen und Verschalungen, Röhren und Dioden, Klappen und Ventilen, Anoden und Salmonellen wurde sichtbar, welches nur für das unbestechliche Auge des absoluten Experten von dem allerneuesten Kreationen der allermodernsten Schütt- oder Wurfkünstlern zu unterscheiden war.
Die ersten Helfer waren die stammgästlichen Kappls (Vater Herbert und söhnlicher Peter), und Barbara strapazierte das Telephon, um ihren Techniker im fernen Germanien mit den Problemen ihres klingenden Lieblings vertraut zu machen.
Ich telephonierte in steigender Panik inzwischen mit den heimischen Orglern, um zumindest für die nächsten Tage ein Ersatzinstrument zu erbetteln - holte mir aber überwiegend Absagen, weil die gefragten Objekte entweder selbst gebraucht oder gerade ebenfalls nicht in startfertigem Zustand wären.
Aber dann gab mir ein Musiker - wenn ich mich nicht täusche war es der hiermit bedankte Andi Weiss - den Tip mich doch an Fred Mühlhofer zu wenden, von dem man ja wirklich nicht weiß, ob er nun ein orgelnder Drummer oder doch ein schlagzeugender Organist ist.
Fred ließ Frau, Abendessen, Rosé und Fernsehapparat stehen (und dies obwohl der Bulle von Tölz ermittelte) und eilte taxisch ins 'landl. Mit ganzen Batterien von Schraubenziehern, mit etlichen sehr gefährlich aussehenden Lötkolben, aber auch mit viel profundem Wissen und wahrscheinlich auch einem Quentchen Glück und natürlich auch der sprichwörtlichen Spucke gelang es dem Mechaniker-Team, das einen unwillkürlich an die rot gekleideten Ferrari-Mitarbeiter in Maranello erinnerte, nach rund anderthalb Stunden die Orgel wieder spielbereit zu machen und als sie endlich wieder angeworfen wurde und ich fürwitzig und schüchtern zugleich der geduldig wartenden, da an den ganzen Ereignissen weitgehend unbeteiligten Tastatur ein fast fehlerfreies zweigestrichenes as entlockte, da wußte ich, daß die Woche gerettet war.
In diesem Zusammenhang eine Verbeugung in viele Richtungen - natürlich zu der emsigen Wartungs-Crew, die das demnächst von den vatikanischen Institutionen wegen etwaiger Seligsprechungen zu untersuchende "Wunder unter der Ruprechtskirche" vollbracht hat, aber vor allem auch an das p.t. Publikum, das die schier endlose swinglose Wartezeit mit wahrhaft stoischer Geduld über sich ergehen ließ - von den rund 50 Anwesenden verließen nur drei das Lokal - und dies ohne jede negative Bemerkung.
Daß die Barbara dann im Anschluß die Orgel einer echt strengen Überprüfung ihrer wahren Leistungstauglichkeit unterzog, versteht sich fast von selbst: in den folgenden zwei Stunden hatte das arme Instrument nichts zu lachen - die nunmehr wieder brave Hammond mußte alles herzeigen was sie zu bieten hat!
Und das ist - wie jeder weiß - unter der Anleitung der anscheinend ewig jungen Dame aus München eine ganze Menge....