Jänner - Februar 2019
März - April 2019
Sonntag, der vorletzte Tag des Jahres 2018 und ich muß pünktlich um 9.00 Uhr im JAZZLAND sein, denn der fast immer überpünktliche Stimmer unseres "Bösendorfer" steht möglicherweise schon frühzeitig vor der Eingangstüre, denn am Wochenende scheint Stockerau mindestens 5 Kilometer näher an Wien gerückt zu sein……
Mein Auto steht brav in der Garage, etwas schlampig zu knapp an der Wand platziert, und da ich nicht mehr der Schlankste bin muß ich mich mit dem Schlüssel mühevoll an Karosserie und Mauer vorbei zaubern…… und da fliegt er mir auch schon aus der Hand - der Schlüssel, und versteckt sich unter meinem Peugeot (…der fünfte – denn der Ossy Kollmann hatte recht…… "A guates Auto, der Peugeot!!!" war sein Slogan!!!).
Ich knie nieder und versuche den abtrünnigen Schlüssel zu ertasten – keine Chance…….
Allmählich steigen mir die sprichwörtlichen Grausbirnen auf – ohne Schlüssel fährt das Auto keinen Schritt und ich muß dem Stimmer in 20 Minuten die Türen öffnen, denn sonst steht der gute Mann in der Kälte vor der Eisentür.
Der Herr Garagenmeister ist natürlich urläublich abwesend, zwischen den Autos ist keine Menschenseele zu finden und auf der Straße gibt es kaum erkennbare Bewegungen.
Ich versuche einen jungen Mann anzuheuern…. Er schaut mich ebenso freundlich wie verständnislos an und geht weiter, ein zweiter beobachtet den Vorfall und wechselt panisch die Straßenseite……
Allmählich wachsen die Grausbirnen zur Melonengröße heran……
Ich kehre zum Auto zurück, aber ich wage es nicht, mich auf den Bauch zu legen, denn da komme ich ohne Hilfe nie wieder auf die Beine.
Zurück auf die Straße, ein Fünfer (nicht der Pichowetz) fährt höhnisch vorbei – der könnte mir aber jetzt auch nicht mehr helfen.
In der Ferne nähert sich ein erfolgversprechend aussehendes Paar – alt genug, um sich nicht vor mir zu fürchten und jung genug, um genug körperliche Elastizität zu besitzen, um den vermaledeiten Schlüssel unter der Karosserie zu bergen.
"Ich habe eine dumme Frage und eine Riesenbitte", beginne ich taktisch klug die Verhandlungen. "Mein Auto steht sehr knapp an der Wand, mein Schlüssel liegt darunter und wenn ich versuche, ihn heraus zu holen…."
"……dann kommen Sie nicht mehr auf die Beine…….", vollendet der ungemein intelligente und liebenswürdige männliche Teil des Duos mein Lamento.
Er geht in die Hocke, nimmt den Schlüssel und überreicht ihn mir grinsend.
"Ein tolles Kennzeichen haben Sie", mischt sich der wesentlich hübschere Teil meiner Lebensretter ein……
"Jazzo 1 – sind Sie Jazzfan?"
Ich gestehe den beiden meinen beruflichen Hinter- und Vordergrund und frage aus welcher deutschen Gegend sie sich nach Wien verirrt haben…
"Aus Hannover!" kommt die Antwort im allerbesten aller hochdeutschen Dialekte…
"Da habe ich in den sehr späten 60-er Jahren mit den Wiener RED HOT PODS mitsingen dürfen – in einem Konzert mit den Bands von Monty Sunshine und Chris Barber. Und danach gab es eine herrliche Session im Club von Michael Gehrke*)… – wie geht es ihm?"
Dann wurde es traurig, denn die beiden berichteten mir vom frühen Tod meines Freundes und Kollegen…
Die beiden besuchten natürlich am Abend das Konzert mit Marianne Mendt und wir tranken einige Schlucke auf den (theoretisch fast) unmöglichen Zufall, daß sich im fast leeren Wien Jazzfans aus zwei Nationen treffen……
*) …… er steht sogar in der WIKIPEDIA…