Story des Monats

Juli - August 2010


Wenn heutzutage echte Jazzfans und -kenner die Galerie an den Wänden des ehrwürdigen Kellers bewundern, dann höre ich immer wieder erstaunte Ah...s und Oh...s - und die werden ganz besonders ehrfürchtig, wenn jemand den bärtigen DICK CARY mit seinem legendären peck-horn (einer Alt-Horn-Abart) oder an der Trompete erkennt. Den Dick am Piano haben wir leider nicht photographisch festgehalten - aber (glauben Sie mir) am Klavier war er ebenso grandios. Immerhin saß er nach dem Zweiten Weltkrieg am Piano-Stuhl der Louis Armstrong Allstars, und es war eine der großen Enttäuschungen seines an selbigen überreichen Lebens, daß man ihn vor der triumphalen Europa-Tournee Satchmos gegen den ebenfalls genialen aber sich noch publikumswirksameren Earl Hines austauschte.
Die untenstehenden Zeilen stammen aus dem ersten, allmählich nun vollständig in dieser Rubrik erschienenen JAZZLAND-Büchlein anno 1992. Damals war Dick noch am Leben und probte wöchentlich mit einer hochkarätig besetzten Bigband in Californien - hoch verehrt von seinen Musiker-Kollegen und vollkommen unbeachtet von der Jazz-Öffentlichkeit. Wir haben die untenstehenden Zeilen nicht aktualisiert.
Axel Melhardt

Dick Cary

Dick Cary Jimmy Mcpartland, Dick Cary, Barrelhouse Jazzband
Dick Cary peck-horn Dick Cary & Jimmy McPartland mit der Barrelhouse Jazzband

Er ist ein Allround-Genie. Er spielte bei den LOUIS-ARMSTRONG-ALL-STARS Klavier, er war als Trompeter an herausragenden Dixieland-Aufnahmen beteiligt, er gilt als einer der wenigen Bass-Trompeter des Jazz und mit seinem "peck-horn", einem Alto-Horn, swingte er bei EDDIE CONDON halbgöttisch neben WILD BILL und ED HALL.

Erstmals kam er zu uns als "Anhängsel" von JIMMY McPARTLAND, den er mühelos an die Wand spielte; kam bei den Musikern und Zuhörern doppelt so gut an wie der arrivierte Star.

Dick ist auch ein reizender, wenn auch etwas schrulliger Mensch, und er erzählte meiner Tilly und mir immer wieder von seinen Kochkünsten. Naiv meinten wir, er solle doch einmal bei uns etwas kochen, was in einer absoluten Katastrophe endete. Daß die Küche aussah, wie nach dem achten Bombenangriff, das ließ sich verschmerzen. Aber wir mußten das undefinierbare, süß-scharfe, bräunlich-graue Gebräu auch essen.

Irgendwie überlebten wir das Mahl und der gute DICK CARY weiß bis heute nicht, in welche kulinarischen Qualen er uns gestürzt hat.

Eine Riesenbitte habe ich aber an alle Leser dieses Büchleins: Falls Dick wieder nach Wien kommen sollte (er lebt in Kalifornien, komponiert und spielt - sicher kocht er auch noch), so erzählt ihm bitte nichts von diesen Zeilen.


© Axel Melhardt
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