Story des Monats

Mai - Juni 2007


Hier drei kurze Geschichterln aus dem leider vergriffenen JAZZLAND-Buch Nummero 1, das zu unserem 20-Jahres-Jubiläum erschienen ist.

Der Mann mit dem Tonband

Da gab es in den ersten JAZZLAND-Jahren einen Stammgast - nennen wir ihn XY -, der besuchte uns mit erfreulicher Regelmäßigkeit. Allerdings nicht nur um der Musik zu lauschen, sondern um sie mit seinem Tonbandgerät für die Ewigkeit und die Allgemeinheit aber vor allen Dingen für sich selbst aufzuzeichnen.

Das war das Allerwichtigste.

Punktum.

Es spielte bei uns das erste oder zweite Mal der herrliche ART HODES und wir waren ganz stolz auf unseren neuen, von AKG liebevoller- und freundlicherweise zur Verfügung gestellten Klavierverstärker. Man hörte ART im ganzen Lokal, nicht nur wenn er solierte, sondern man vernahm auch deutlich, was er hinter dem jeweiligen Solisten aus den Tasten lockte. Und wie immer, wenn ART einen Solisten begleitete, klang dieser dann durch ihn noch um 100% besser.

Plötzlich kein Klavier, nur mehr eine Ahnung hinter den RED HOT PODS.

Mitten im "Basin' Street Blues" war der Ton weg.

Ich hetzte zum Mischpult, neben dem XY seine Geräte, Mikrophone und sonstiges Brimborium aufgestellt hatte.

Unser Regler auf 0, ich schob ihn wieder auf 2 und suchte nach meinem wie immer versteckten Bierglas. Und wieder - kein ART. Der Regler auf 0. Wiederholung des Vorganges.

So ging das ganze lustige Spiel den ersten Set, in der Pause sprach ich meinen Verdacht offen aus: "XY, lieber Freund, drehst Du vielleicht das Piano-Mike ab?"

"Natürlich", kam die selbstzufriedene Antwort. "Es ist viel zu laut, ich habe nämlich mein eigenes Mikro hinter dem Klavier stehen, da muss man es nicht mehr verstärken. Klingt viel besser so."

"Aber dann hört man doch im Lokal . . . "

Er hielt mir die Kopfhörer hin. "Hör doch selber, es klingt viel besser!"

Das war das Ende einer Freundschaft. XY hat wahrscheinlich bis heute nicht verstanden, warum ich so großen Wert darauf legte, dass ART für meine Gäste hörbar war, wenn dies doch seine Aufnahmen übersteuerte.

Verärgert packte er seine Gerätschaften zusammen und würdigte mich keines weiteren Blickes mehr.

Das Publikum war von ART HODES begeistert.



Eine sehr traurige, lustige Geschichte

Es gibt in Wien einen höchst talentierten Bassisten, der in den letzten Jahren, fast schon Jahrzehnten, mehr zur Flasche als in die Saiten griff.

Als ich vor Jahren plakatierenderweise das Café Alt Wien betrat, saß er an der Theke und telefonierte. Ich fragte die Wirtin hinter seinem Rücken gestenreich, ob ich das Plakat mit unserem Programm aufhängen dürfe, tat dies und ging dann nochmals Richtung Theke, um mich zu bedanken.

In eben diesem Moment legte der oben erwähnte Meister aller Erfrischungen den Hörer auf und sagte - den Rücken zu mir - zur ziemlich verblüfft aussehenden Wirtin (die mich kannte): "Das war schon wieder der AXEL vom JAZZLAND. Ich soll in seinem Club spielen, aber ich habe ihm schon hundert Mal gesagt, dass ich bei ihm nicht spiele. Morgen fahre ich nach Barcelona und gastiere mit OSCAR PETERSON . . ."

Die Wirtin und ich winkten einander freundlich zu, und ich verließ das Alt-Wien.

Ewig schade um diesen talentierten Musiker, der einiges hätte erreichen können . . .

Aber morgen spielt er ja wieder mit HERBIE HANCOCK, und auch JOE ZAWINUL soll schon angefragt haben . . .



Wie die Amerikaner den Jazz entdeckten

Julius Melhardt
 
Der Jazz beschteht wie bekantlich aus Instrumenten. Die Amerikaner haben den Jazz mit freude entdeket. Sie haben mit Blätern oder mit Zweigen geraschelt.
 
Und erst danach hat es Instrumente gegeben.
 
JULIUS MELHARDT (5 Jahre)

© Axel Melhardt
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